Nach Sigmund Freud (1856-1939) ist unsere Psyche ein „psychischer Apparat“, dessen übermächtigem unbewusstem Anteil wir ausgeliefert sind. Jeder kennt das populärwissenschaftliche Bild dieser Psyche als einem riesigem Eisberg, dessen oberirdische 5% unser Bewusstes symbolisieren (Ich), während die 95% unter der Wasseroberfläche das Unbewusste unserer Persönlichkeit (Es, Über-Ich) darstellen, über das man uns von außen lenken kann, weil wir es nicht merken können.
Carl G. Jung (1875-1961) sieht in der Psyche ein komplexes lebendes System, das auf empirischer Beobachtung beruht, das sich selbst reguliert und erhält, das vielteilig, kommunikativ und kooperationsfreudig ist und das aufgrund seiner komplementären Struktur die Homöostase, das Gleichgewicht, sucht. Als Gesamtheit aller psychischen Vorgänge unterliegt es keinerlei determinierbaren Mechanik, sondern agiert kreativ, weil es einzig und allein der menschlichen Bewusstseinsentwicklung dient, und zwar sowohl auf einer indviduellen als auch auf der kollektiven Ebene. Jung nannte dieses komplexe System auch den „inneren Menschen“.
Sein Ansatz geht über das Strukturmodell Freuds weit hinaus. Ohne jemals widerlegt worden zu sein, wird es bis heute nahezu vollständig ignoriert.
Der Vortrag hinterfragt traditionelle Denkungsarten über unsere Beziehung zur Struktur der Psyche. Er zeigt in allgemeinverständlicher Weise auf, welche wissenschaftlichen und therapeutischen Erkenntnisse Jungs Modell heute bestätigen und welche praktischen Einsichten sich daraus für den Einzelnen und den Aufbau seiner psychischen Resilienz abbleiten lassen.
Weitere Vortragsthemen auf Anfrage.
